Ausgewählte geschichtliche Themen

Hier finden Sie einen Überblick zu ausgewählten geschichtlichen Themen von Gmünd und Umgebung und wo Sie weitere Informationen finden. Die hier aufgeführten Themen erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Inhaltsverzeichnis

Lieser- und Maltatal im Mittelalter

Ab ca. dem 10. Jahrhundert liegen uns urkundliche Belege zum Lieser- und Maltatal vor. Nachdem Oberkärnten zur Römerzeit Teil der Provinz Noricum später Noricum mediterraneum (Hauptstadt: Teurnia/Tiburnia) war, gehörte es im 11. und 12. Jahrhundert zur Grafschaft Lurn (Grafensitz: Schloss Hohenburg) unter Graf Udalschalk und später seinen Söhnen Graf Adalbero und Bischof Altmann von Trient. Geistlich gehörte das Gebiet nördlich der Drau seit 811 zum Erzbistum Salzburg (südlich der Drau: Patriarchat von Aquileja).

1072 wird das Bistum Gurk gegründet, dieses tritt aber bis auf einzelne Besitzungen in Oberkärnten zuerst wenig in Erscheinung. Bischof Altmann von Trient schenkt 1142 das Maltatal und den Besitz um die Hohenburg dem Stift Suben und damit dem Erzbistum Salzburg. Lieserhofen ist ab dem 11. Jahrhundert als Amt des Bistums Brixen genannt. Das Bistum hat auch weiter nördlich Besitzungen (Altersberg, Kreuschlach, Purbach). Auch die Klöster Millstatt (Zelsach, Platz, Perau, Oberbuch, Pölla), Berchtesgaden (Zlatting) und Viktring (Neuschitz, Nöring), sowie das Bistum Freising (Lieseregg, Aich, Malta) haben im Malta- und Liesertal Besitzungen. Lieseregg wird bereits 1138 als Pfarre genannt.

Das 13. Jahrhundert ist geprägt von den Bestrebungen Salzburgs seinen Einflussbereich weiter nach Süden auszudehnen und den damit einhergehenden Konflikten mit den Grafen von Görz und Tirol (und Ortenburgern) als den Nachfolgern der Grafen von Lurn. Unter diesem Gesichtspunkt ist wohl die auch die strategische Anlage der Siedlung Gmünd zu sehen. In der Mitte des Jahrhunderts triumphiert Salzburg gegen die Grafen Meinhart von Görz und Albert von Tirol und nimmt Albert sogar gefangen. Das erlaubt es dem Erzbistum strenge Friedensbedingungen im Frieden zu Lieserhofen 1252 zu diktieren. Dieser Gewaltfrieden lässt den Konflikt daraufhin weitere 40 Jahre schwelen, auch weil die Söhne von Meinhard, Meinhard und Albert, als Geiseln zur Erfüllung der Bedingungen gehalten werden. Meinhard wird später Graf von Tirol und Herzog von Kärnten und Albert wird Graf von Görz mit umfangreichen Besitzungen in Oberkärnten. Erst im Jahr 1292 ist eine Einigung von Albert von Görz mit Salzburg möglich. Der Konflikt mit Meinhard schwelt derweil weiter, auch weil Salzburg an einem Aufstand gegen den Herzog in Steiermark und Kärnten um 1292 beteiligt ist. Aber Salzburg hat auch innere Probleme. Die Wahl von Philipp, Sohn des Herzogs Bernhard von Kärnten, als Erzbischof von Salzburg 1246 und seine spätere Absetzung, weil er sich nicht weihen lässt, löst einen militärischen Konflikt aus, an dem die Herzoge von Kärnten (Ulrich, Philipps Bruder), Steiermark (Stephan, König von Ungarn) und Bayern (Heinrich) beteiligt sind. Malta war im 13. Jahrhundert bereits Pfarre und wird auch als Sitz eines Erzpriesters und Salzburger Kuriensekretärs genannt, hat also eine gewisse Bedeutung für Salzburg. Bis zum Ende des Jahrhunderts entwickelt sich Gmünd zu einer aufstrebenden Marktsiedlung, die am Rand zur Stadtwerdung steht. 1278 erhält Salzburg das Recht in seinen Gebieten zu richten und so werden schon ab 1284 salzburgische Richter in Gmünd genannt. Gegen Malta und den Katschberg bestanden görzische Landgerichte.

Geschichtlicher Überblick zu Gmünd

Gmünd entstand möglicherweise aus einer Straßenstation an einem Handelsweg, wurde 1252 erstmals urkundlich genannt und 1346 zur Stadt erhoben. Über Jahrhunderte prägten die Lage an der Handelsroute von Italien über den Katschberg nach Norden sowie Eisen- und anderer Bergbau die Stadt. Im ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert begann dann der Alpinismus und Tourismus eine prägende Rolle zu übernehmen. Heute positioniert man sich erfolgreich als Kultur- und Künstlerstadt.

Verschiedene Autoren verfassten geschichtliche Überblicke, so zum Beispiel Georg Broll und Karl Lax. Ulrike Mengeú wählte einen anderen Zugang und folgt mit kurzweiligen Geschichten und Fotos von Reinhard Kager Gmünd durch die Jahrhunderte. Folgende Werke sind in unserer Bibliothek vorhanden:

Georg Broll: Aus Gmünds vergangenen Tagen, 1. (online), 2. (online) und 3. Lieferung, 1935, 1938, 2017 (die 3. Lieferung können Sie im Stadtarchiv erwerben)

Karl Lax: Auszug aus der Geschichte von Gmünd in Kärnten, 1. und 2. Auflage, 1936, 1950

Karl Lax: Aus der Chronik von Gmünd in Kärnten, 1. und 2. Auflage, 1971, 1987 (die 2. Auflage können Sie im Stadtarchiv erwerben)

Ulrike Mengeú: Gmünd: Überraschende Entdeckungen in Oberkärntens ältester Stadt, 2017 (das Buch können Sie im Stadtarchiv erwerben)

Burg und Stadtbefestigung

Gmünd besitzt eine weitgehend erhaltene Stadtmauer, hatte aber – im Gegensatz zu Friesach – nie einen Stadtgraben. Alle vier Stadttore sind erhalten, das untere wurde zu einem Turm ausgebaut. Auf einer Anhöhe über der Stadt thront die Ruine einer Burg und in der Stadt selbst befindet sich ein Renaissance-Schloss.

Im Jahr 2011 wurde in Zusammenarbeit mit dem Bundesdenkmalamt eine bauhistorische Untersuchung durchgeführt, die neue Erkenntnisse brachte. Hier die wichtigsten: Das älteste erhaltene Mauerwerk der Stadt wurde in der 1792 nach einem Brand profanierten Pankratius-Kirche gefunden und auf vor 1240 datiert. Im Gegensatz zu früheren Annahmen existierte die Burg über der Stadt nicht schon im 13., sondern erst ab dem 14. Jahrhundert. Als Burg des 13. Jahrhunderts ist der Amthof im Südosten der Stadt anzusprechen. Auch entgegen frührerer Annahmen wurde der Westtrakt der Burg über der Stadt nicht von den Grafen von Raitenau, sondern bereits von Christoph Pflügl von Goldenstein errichtet.

Wollen Sie mehr über die Stadtbefestigung und Wehrbauten erfahren, so gibt Wikipedia zur Stadtbefestigung und Burg einen guten Überblick. Wollen Sie tiefer einsteigen, so lesen Sie doch den detaillierten Bericht zur bauhistorischen Untersuchung (online).

Grafen von Raitenau

Die Grafen von Raitenau stammten ursprünglich aus dem Bodenseeraum. Zur Zeit der Gegenreformation am Beginn des 17. Jahrhunderts hatte der katholische Hans Rudolf von Raitenau mit Unterstützung seines Bruders Wolf Dietrich von Raitenau, der Erzbischof von Salzburg war, die Gelegenheit die Herrschaft Gmünd vom evangelischen, und damit unter Druck geratenen, Siegmund Khevenhüller auszulösen und später vom Kaiser zu erwerben. An die Grafen von Raitenau erinnern heute noch das Stadtschloss (jetzt Neue Mittelschule Gmünd), welches allerdings erst unter Christoph von Lodron fertiggestellt wurde, die Kalvarienberg- oder Sandriessen-Kirche mit Kreuzweg und die Raitenauer Kapelle an der Stadtpfarrkirche, in der auch einige Familienmitglieder begraben wurden.

Weitere Informationen finden Sie in den oben angeführten Chroniken über Gmünd.

Grafen von Lodron

Das Adelsgeschlecht der Lodron stammt aus dem Trentino und bestimmte vom 17. bis ins 19. Jahrhundert die Geschicke der Stadt Gmünd. Paris von Lodron war seit 1619 Erzbischof von Salzburg und errichtete für seinen Bruder Christoph von Lodron und dessen Söhne einen Fideikommiss (eine Art Stiftung) – für den Erstgeborenen die Primogenitur und für den Zweitgeborenen die Sekundogenitur. Zur Primogenitur gehörte ab 1639 die Herrschaft Gmünd. Nachfolger von Christoph von Lodron wurden seine Söhne Franz Niklas und Paris, die aber ohne männliche Nachkommen blieben. Die Primogenitur ging daher nach Beschluss des Reichshofrates von 1707 auf Philipp Ferdinand von Lodron aus der böhmischen Linie über. In dieser Linie folgten Carl Wenzel, Ernst Maria, Hieronymus und Constantin von Lodron. Letzterer verstarb 1880 ohne männliche Nachkommen. Die Primogenitur ging an [Peter Anton] Karl Theodor von Lodron aus der bayrischen Linie. Nach einem Rechtsstreit übernahm der Schwiegersohn von Constantin von Lodron Carlo Gaetano von Lodron aus der Trientiner Linie 1898 die Primogenitur. Dann folgten Paride und Urban Lodron, bis das Fideikommiss 1932 schließlich aufgelöst wurde. Die Güter gingen in Privatbesitz und später teilweise in den Besitz der Stadt Gmünd über.

Die Grafen von Lodron hatten großen Einfluss auf die Region, der nach Aufhebung der Grundherrschaften 1848 etwas abnahm. Ernst Maria von Lodron ermöglichte mit einer Stiftung die Gründung der evangelischen Pfarrgemeinde Dornbach und Constantin von Lodron war Eisengewerke in der Krems. Heute erinnern noch das Stadtschloss (errichtet von Hans Rudolf von Raitenau, aber fertiggestellt von Christoph von Lodron) mit Park und Löwen mit Brezelschweif (heute Neue Mittelschule), die Reitschule (heute Veranstaltungszentrum) und die Gruft bei der Kalvarienbergkirche an die Familie Lodron. Auch am Stadtfriedhof sind noch Gräber der Familie zu finden. Der in Eisentratten stehende Hochofen ist nach Constantin von Lodron benannt.

Näheres über die Familie Lodron finden Sie auf Wikipedia, im Salzburgwiki oder auf Wikisource. In den oben angegebenen Chroniken von Gmünd finden sich weitere Details. In unserer Bibliothek finden sich auch eigenständige Werke über die Familie Lodron:

Gianni Poletti: Auf den Spuren der Lodron, 1999

Margarethe Miklautz: Die Lodron des 20. Jahrhunderts, 2001

Personen

Hier finden Sie bekannte Personen aus dem Lieser- und Maltatal oder solche, die hier gewirkt haben, in ungefährer chronologischer Reihenfolge. Wir führen keine lebenden Personen auf. Auch hier ist die Auflistung bei weitem nicht vollständig.

Eva Faschaunerin

Eva Kary geborene Faschauner war eine Bergbauerntochter vom Maltaberg, die 1770 den Bauern Simon Kary aus Malta Unterdorf ehelichte. Wenige Wochen nach der Hochzeit erkrankte ihr Mann schwer und verstarb wenige Tage später. Auf Grund der merkwürdigen Todesumstände führte das Landgericht Gmünd eine Untersuchung durch, Eva Kary nahm man in Haft und nach einem dreijährigen Inquisitionsprozess wurde sie 1773 wegen Giftmord durch Enthauptung hingerichtet. Teile des Prozesses muten recht modern an. Man exhumierte den Leichnam des Ehemannes und obduzierte ihn, aber setzte zur Erlangung eines Geständnisses (obwohl auch Indizien gegen die Verdächtige sprachen) auch die Folter ein. Kaiserin Maria Theresia schaffte die Folter in Österreich 1776 durch einen Erlass ab.

Wikipedia hat einen guten Überblick über das Thema, sowie weiterführende Literatur. Weitere Details finden Sie in Aus dem Volksleben im Lieser- und Maltatal (online, hier sind leider Kleinigkeiten nicht ganz akkurat) von Josef Schmid. Wenn Sie sich dem Thema eher von der literarischen Seite nähern wollen: es gibt einen Roman von Maria Steurer. (Vorsicht: es handelt sich um einen Roman, die Autorin hat von ihrer künstlerischen Freiheit Gebrauch gemacht und einige Teile entsprechen nicht den Tatsachen.) Wollen Sie ganz tief einsteigen, dann lesen Sie doch die Abschrift der Gerichtsakten (online), auf welchen alle Veröffentlichungen zu dem Thema basieren.

Anton Karl von Willburg

Der gebürtige Vorarlberger studierte dank einem Stipendium in Augsburg und Straßburg Chirurgie. In Salzburg traf er auf Graf Ernst Maria von Lodron-Laterano und kam offiziell als Kammerdiener, aber wohl eher als Privatarzt des Grafen, um die Mitte des 18. Jahrhunderts mit nach Gmünd. Willburg ließ sich als Chirurg und Wundarzt in Gmünd nieder und spezialisierte sich besonders auf Augenkrankheiten. Er betätigte sich auch als Tierarzt. Am als Willburg-Haus bekannten Gebäude in der Kirchgasse befindet sich eine Gedenktafel. Ein Weg an der Malta an der Riesertratte (heute Teil des Radweges Gmünd-Malta) war früher als Willburg-Steig bekannt. Auf Wikipedia finden Sie mehr Informationen zum Arzt von Willburg, sowie weitere Literatur und seine Veröffentlichungen.

Hanns Gasser

Der in Eisentratten geborene Johann Gasser war ein bedeutender Bildhauer, der in ganz Österreich, aber vor allem auch in Wien wirkte. In Eisentratten und Gmünd befinden sich Gedenktafeln. In Villach gibt es einen Hans-Gasser-Platz mit Denkmal. Wikipedia weiß mehr über den Künstler. Die ebenfalls in Eisentratten geborene Autorin Maria Steurer schrieb einen Roman über ihn.

Frido Kordon

Fridolin Kordon wurde in Wien geboren, zog mit seiner Mutter, Schwester und seinem Stiefvater dem Linzer Apotheker Eduard Müllner nach Gmünd, studierte Pharmazie in Graz und übernahm in Gmünd 1900 schließlich die Apotheke seines bereits frührer verstorbenen Stiefvaters Ed. Müllners Witwe Apotheke zum Hl. Geist, die zwischenzeitlich seiner Mutter gehörte. Diese Apotheke befand sich nicht am heutigen Standort, sondern gegenüber im Gebäude Hauptplatz 18. 1914 verkaufte er seine Apotheke und zog nach Graz.

Kordon betätigte sich schriftstellerisch, veröffentlichte in der deutschnationalen Zeitung Freie Stimmen und engagierte sich im Verein Südmark. Er engagierte sich stark im beginnenden Tourismus im Lieser- und Maltal, gründete die Alpenvereins-Sektion Gmünd und war deren Obmann. Als Autor veröffentlichte er seine Wandererlebnisse und unterstützte die Errichtung von Schutzhütten und Wanderwegen. Kordon erhielt die Ehrenbürgerwürde von Gmünd und Malta. Man benannte den Kordonspitz in der Nähe der Hochalmspitze und die Frido-Kordon-Hütte am Stubeck nach ihm. Wikipedia weiß mehr über den Autor.

Franz Podesser

Franz Podesser war ein Kärntner Mundartdichter, Sägearbeiter in Radl und NSDAP-Ortsgruppenleiter von Trebesing. Er veröffentlichte Gedichte, Tagebucheinträge, aber auch auch Prosa und schrieb für verschiedene Zeitungen und Zeitschriften. Komponisten wie Günther Mittergradnegger oder Justinus Mulle vertonten einige seiner Gedichte zu Kärntnerliedern. Trebesing widmete ihm einen Gedenkstein und Klagenfurt benannte eine Gasse nach ihm. Wikipedia weiß mehr über den Dichter. Finden Sie seine Publikationen auf WorldCat oder in unserer Bibliothek.

Maria Steurer

Die in Eisentratten geborene Autorin spezialisierte sich auf Frauen- und Heimatromane. Zu Ihrem Werk gehören beispielsweise die bereits oben erwähnten (Das Schicksal der) Eva Faschaunerin und Das göttliche Signum über Hanns Gasser. Viele ihrer Werke finden Sie in unserer Bibliothek oder auf WorldCat. Auch ihr Nachlass befindet sich in unserem Archiv.