Kulturgeschichte verschwundener Jahrhunderte
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Die gesellschaftliche Erinnerung
an verschwundene Kulturepochen
verliert sich etwa alle tausend Jahre.

Univ.-Prof. Radoslav Katičič

In Abstimmung mit dem Geschichtsverein für Kärnten stellt das Stadtarchiv Gmünd den im Dezember 2022 unter den Neuigkeiten angekündigten Artikel aus der Carinthia I in seinen digitalen Archivalien ab sofort zur Verfügung. Als Panoptikum an Kulturgeschichte in Namen und Sage zeigt es die Vielfalt verschwundener Jahrhunderte im unteren Maltatal. Namenkunde und Kulturgeschichte schaffen eine vollkommen neue Sicht auf das Seitental der Lieser. Überraschenderweise hat sich mithilfe der vergleichenden Mythenforschung eine bisher unentdeckte Geschichte in der Landschaft herausgeschält. Eine auffallende Flurnamen-Kombination deckt sich mit einer uralten slawischen Erzählung.

Die Slawistik erforscht das Phänomen, mittels Flurnamen einen Mythos in die Landschaft zu schreiben, schon seit Längerem. Bisher wurde es bereits mehrfach in den Flurnamen slawischer/kroatischer Siedlungslandschaften nachgewiesen. Es existieren aber auch einige österreichische Fundstellen. Das Maltatal reiht sich damit als jüngste Entdeckung in diese Fundplätze ein. Als Besonderheit der Region fallen die Übersetzungen in die altbairische Mundart auf.

Der beeindruckende, mehrgipfelige Berg stellt sich in seiner vermutlich ältesten Namenschicht als Großvater/Ahnenberg heraus. Über das Namenpaar Dadel Schein/Tonar läßt sich eine kulturübergreifende Wettergottheit rekonstruieren. Ein beigestellter Kartenausschnitt dient der Orientierung und zeigt die behandelten Namen. Trotz, vielmehr gerade wegen seiner Abgeschiedenheit leuchtet ein ganzes Universum untergegangener Welten aus diesem Tal. Das immaterielle Kulturerbe des unteren Maltatals fügt sich als kleines Puzzlestück in das große Feld verschwundener Kulturphänomene aus uralter Zeit.

Sie finden den Artikel digital in unserem Online-Katalog unter ark:/65325/r20pg2.

Zum 250. Todestag von Eva Kary geborene Faschauner

Am 9. November jährt sich die Hinrichtung von Eva Kary oder „Eva Faschauerin“ wegen Giftmordes vom 9. November 1773 am Galgenbichl nördlich von Gmünd zum 250. Mal. Deshalb hier noch einmal ein kleiner Überblick über ihre Geschichte.

Eva Kary wurde beschuldigt ihren Mann in Malta im März 1770 mittels Arsenik vergiftet zu haben, woran dieser verstarb. Nach seinem Tod kamen Gerüchte auf, dass er nicht an einer natürlichen Ursache gestorben wäre. Das Landgericht Gmünd begann daraufhin mit einer Untersuchung, befragte die Hausleute und ließ den Leichnam exhumieren und obduzieren. Die Obduktion ergab eine Vergiftung mittels Arsenik oder ätzender Substanz (Arsenik ließ sich erst später mittels Marsh’scher Probe sicher nachweisen). Die Befragung der Hausleute ergab, dass Arsenik verbotenerweise im Haushalt vorhanden war. Eva Kary wurde daraufhin festgenommen und in Gmünd eingekerkert. Bei Kapitalverbrechen war der landesfürstliche Bannrichter zuständig, welcher erst 1772 seine Untersuchungen begann. Nachdem kein Geständnis von Eva Kary erfolgte, wurde sie gefoltert, was nach der Theresianischen Halsgerichtsordnung erlaubt war, von Kaiserin Maria Theresia aber bereits 1776 durch Erlass abgeschafft wurde. Unter der Folter erfolgte ein Geständnis, woraufhin sie wegen Vergiftung ihres Ehemannes schuldig gesprochen und zum Tode durch das Schwert verurteilt wurde.

Für einen genaueren Überblick und für weiterführende Literatur können Sie den Wikipedia-Artikel „Eva Faschaunerin“ lesen. Im Stadtarchiv befindet sich auch ein Digitalisat sowie eine Abschrift der Original-Gerichtsakten, die im Kärntner Landesarchiv aufbewahrt werden. Der auf der Geschichte basierende Roman „Eva Faschaunerin“, der in Eisentratten geborenen Autorin Maria Steurer, befindet sich in unserer Bibliothek.

Neue Veröffentlichungen zum Lieser- und Maltatal online

Mit pub.stadtarchiv-gmuend.at ist ein neuer Bereich zur Veröffentlichung von Texten über Gmünd und Umgebung online. Dort werden die in den Stadtnachrichten von Gmünd seit 2003 erscheinenden Berichte aus Gmünds vergangenen Tagen nach und nach auch online veröffentlicht, sofern möglich. Die Beiträge der letzten Jahre sind bereits online. Neue Beiträge erscheinen dort in einer für das Web angepassten und gegebenenfalls ausführlicheren Variante. Dort finden Sie auch Quellen zu den Beiträgen.

Die neuesten Beiträge finden Sie auf unserer Startseite. Neben der Serie aus Gmünds vergangenen Tagen können auch andere Texte zur Geschichte des Lieser- und Maltatals dort veröffentlicht werden, die nur online oder zusätzlich zu anderen Medien dort erscheinen. Schauen Sie doch einmal vorbei.

Artikel über den „Bartelmann“ in der Carinthia I veröffentlicht

Ulrike Mengeú, Mitarbeiterin im Stadtarchiv hat in der Carinthia I, 212. Jahrgang 2022 den Artikel „Der Bartelmann im unteren Maltatal – ein Panoptikum an Kulturgeschichte in Namen und Sage“ veröffentlicht, wo sie sich mit dem Bergmassiv Bartelmann im Maltatal aus namenkundlicher und kulturhistorischer Sicht beschäftigt.

Die Carinthia I ist die Zeitschrift des Geschichtsvereins für Kärnten und erscheint jährlich. Sie erschien 1811 das erste Mal und ist die älteste wissenschaftliche Zeitschrift Österreichs. Sie zählt auch zu den ältesten noch erscheinenden Zeitschriften im deutschsprachigen Raum. Mitglieder des Geschichtsvereins für Kärnten bekommen die Zeitschrift zugestellt. Nichtmitglieder können sie über den Geschichtsverein erwerben.

Wir freuen uns, dass nach einiger Zeit wieder ein Artikel einer Autorin aus dem Lieser- und Maltatal in der Carinthia I erschienen ist.

E-Buch „Aus dem Volksleben im Lieser- und Maltatal“ online
Paul Kriwetz

1964 erschien „Aus dem Volksleben im Lieser- und Maltatal“ von Josef Schmid (✝ 1961) posthum in der Carinthia I und als Buch im Verlag des Geschichtsvereins für Kärnten. In diesem Buch berichtet Schmid aus den Gerichtsprotokollen der Landgerichte Rauchenkatsch, Gmünd und Sommeregg über das Zusammenleben im Lieser- und Maltatal vergangener Zeiten.

Josef Schmid wurde 1890 in Innerkrems als Sohn eines Lehrers geboren, besuchte die Lehrerbildungsanstalt in Klagenfurt, promovierte an der Universität Graz, war bundesstaatlicher Volksbildungsreferent für Kärnten und gründete das Kärntner Bildungswerk. Er wurde in Malta begraben.

Das Buch war bisher nur als Teil unseres Carinthia I-Bestandes, aber nicht als eigenes Buch in unserer Bibliothek vorhanden. Da es vergriffen ist, hat Michael Glanznig stattdessen ein elektronisches oder E-Buch (e-book) daraus erstellt. Sie können das Buch daher auf Ihrem Computer mit geeigneter Software (z.B. Calibre) oder auf Ihrem Kindle oder anderem Lesegerät lesen. Sollten Sie kein Lesegerät besitzen, dann können Sie das Buch auch online in unserem Katalog lesen.

Die Veröffentlichung erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Geschichtsvereins für Kärnten, wofür wir uns herzlich bedanken. Wir wünschen viel Spaß beim Lesen.

Neues Image-Video zum Stadtarchiv Gmünd
Regenfelder/Media Valley

Bernhard Regenfelder von Media Valley hat für das Stadtarchiv Gmünd in Kärnten ein sehr schönes Image-Video erstellt, wofür wir uns herzlich bedanken. Das Video zeigt sehr schön, was die Anliegen des Stadtarchives Gmünd sind. Sehen Sie sich das Video unten bei YouTube an.


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Kirchenbücher der evangelischen Pfarrgemeinde Dornbach online

Kirchenbücher der evangelischen Pfarrgemeinde Dornbach online

Das Stadtarchiv Gmünd in Kärnten hat die Kirchenbücher der evangelischen Pfarrgemeinde Dornbach digitalisiert und diese können jetzt auf Matricula Online eingesehen werden. Siegfried Lagger und Michael Glanznig haben die Bücher in Fischertratten abfotografiert und nach einer Nachbearbeitung durch Michael Glanznig wurden sie an das Archiv der evangelischen Kirche in Österreich übergeben, welches dann die Online-Stellung veranlasst hat.

Damit konnte eine Lücke geschlossen werden, da von Dornbach bisher keinerlei Bücher online waren. Bis zum Jahr 1849 wurden evangelische Personen in den katholischen Kirchenbüchern mitgeführt und ab 1849 sind diese nur mehr in den evangelischen Kirchenbüchern zu finden. An Ahnenforschung interessierte Personen können nun bequem von zu Hause aus zu evangelischen Vorfahren aus Gmünd und dem Maltatal recherchieren.

Wir danken Maria Bacher, der Kuratorin der Pfarrgemeinde Dornbach, Pfarrer Oliver Prieschl und dem Archivar der evangelischen Kirche Johannes Leitner für die Zusammenarbeit. Danke auch an Wolfram Ainetter für das Zurverfügungstellen seiner Fotolampe, welche die Beleuchtung der Bücher erheblich verbessert hat.

Werner Gatterer – ein Gmündner in Wien

Werner Gatterer – ein Gmündner in Wien

Das Bild einer Gmündner Theatergruppe hat uns auf die Idee gebracht, Werner Gatterer in Erinnerung zu rufen. Er ist einer der Spieler und konnte sich – trotz hohen Alters – noch sehr genau an die Mitspieler von damals erinnern.

Stadtarchiv Gmünd in Kärnten
Stehend von links: Kotzian Liesl, Kainzner Josi, Name nicht bekannt, war Dentist bei Herrn Heinzinger, Stranner Gretl, Lax Fritz, Hartl Pepi, Werner Gatterer, Gröber Pepi, sitzend: Salzer, Kainzner, Pessentheiner hockend: unbekannt

Nun, wer ist Werner Gatterer: Geboren wurde er in Gmünd am 19. April 1922. Seine Eltern waren Peter Gatterer (geb. 1888), im Aufnahmebogen der Volksschule wurde als Beruf „Besitzer“ eingetragen, und Gottfrieda Gatterer (geb. Gaisa, geb. 1892), ihre Hochzeit in Gmünd war am 1. Juli 1920. Hier wuchs also Werner gemeinsam mit seinen Geschwistern Siegfried (geb.1918) und Erna (geb.1925) auf.

Am 3. November 1928 begann seine Schulzeit, die er nach Absolvierung der Oberstufe am 4. Juli 1936 beendete.

Er begann eine Schneiderlehre bei Reimund Hofer in der Unteren Vorstadt, wurde aber vor Beendigung der Lehrzeit eingezogen und kam erst nach dem Krieg und nach russischer Gefangenschaft nach Gmünd zurück. Hier vollendete er seine Berufsausbildung als Damen- und Herrenschneider und führte ab 1950 eine Schneiderwerkstatt in Gmünd.

Die Erfordernisse der Zeit brachten ihn Mitte der 50er Jahre des letzten Jahrhunderts nach Wien, wo er im zweiten Bildungsweg die Lehrerbildungsanstalt besuchte und dann bis zum Antritt des Ruhestandes als Fachlehrer an einer Modeschule die Meisterklassen unterrichtete.

Mit seiner Heimatstadt Gmünd ist er stets in Verbindung geblieben. Seinem auch heute noch aktuellen Hobby – dem Spiel mit Worten und Reimen zu allgemeinen und auch aktuellen Themen – entsprangen viele Gedichte rund um Gmünd und das Liesertal.

Eines davon sei hier vorgestellt:

Wer dich kennt, der muss dich lieben,
du schönes Gmünd im Kärntnerland,
altes Gut ist dir geblieben,
geschaffen durch der Ahnen Hand.
Eingefriedet durch die Mauer,
einst, vor vielen hundert Jahr‘,
bist du geschützt durch Traditionen,
so soll es bleiben immerdar.
Die alten Gassen träumen Träume,
aus einer längst vergang’nen Zeit,
in alten Häusern schafft man Räume,
für fruchtvolle Arbeit, immer bereit.
Es wirken jetzt Künstler, mit viel Elan,
jedem zu zeigen, was Gmünd alles kann.
So wird die Stadt auch in kommenden Zeiten,
ihren vielen Gästen weiter Freude bereiten
und die Gmündner selber, ob groß, ob klein,
sind stolz und zufrieden, Gmündner zu sein.
Jene aber, die in weiter Ferne,
suchen nächtens der Heimat Sterne.

Werner Gatterer
Das Jahr 2019

Das Jahr 2019

Die Mitarbeiter im Stadtarchiv, Blandine Unterasinger, Siegfried Lagger und Anton Fritz können auf ein erfolgreiches Jahr zurückblicken. Die Inventarisierung unserer Bestände schreitet zwar langsam, aber doch stetig voran.

Wir konnten viele Anfragen, die sowohl an die Gemeinde als auch an uns direkt gerichtet wurden, positiv beantworten. Wir haben ja noch keine fixen Öffnungszeiten, es hat sich aber herumgesprochen, dass an Montagen von 9 – 12 Uhr immer ein, meistens alle drei Mitarbeiter anzutreffen sind.

Wir bedanken uns am Ende des Jahres für die Besuche, für Unterlagen, die uns zur Aufbewahrung überlassen werden und auch für Geldspenden, die uns helfen, bei Angeboten im Internet, bei Auktionen im Dorotheum oder privaten Anbietern unsere Bestände zu ergänzen. Ein aktueller Dank für 100 Euro Geburtstagsspende.

Georg Broll & Lodronlöwe

Georg Broll & Lodronlöwe

Am 26. April 2019 konnte Volksschuldirektor Horst Wilscher das Manuskript von „Broll III“ in gedruckter Form vorlegen. Herausgegeben wurde es in der Tradition der ersten beiden Publikationen von Broll unter dem bekannten Titel: Aus Gmünds vergangenen Tagen, Beiträge zur Lokalgeschichte. Dritte Lieferung: Die Zeit nach 1600.

Umrahmt wurde die Veranstaltung von Darbietungen der Singgemeinschaft Gmünd und von der Videoprojektion, die von Ulrike Mengeú und Reinhard Kager gestaltet wurde. Danke für eure Beiträge.

Ein stehender goldener Löwe mit Brezelschweif auf bläulichem Grund.
Der goldene Lodronlöwe

Im Archiv der Stadt Gmünd ist das Manuskript von Dechant Georg Broll bekannt und wir wissen, wie mühsam das Ordnen der einzelnen Fragmente für Horst Wilscher gewesen ist. Ein herzliches Danke für die umfangreiche Arbeit! Einen besonderen Dank auch dem Gmünd sehr verbundenen „Mann in Wien“, Dr. Karl Heinz Moser, der die Druckkosten übernommen hatte. Die Bücher landeten schlussendlich gegen einen Anerkennungspreis inklusive aller damit verbundenen Rechte im Stadtarchiv Gmünd, auch dafür muss natürlich entsprechend gedankt werden.

Bei der Präsentation waren alle Beteiligten anwesend und sie endete mit einem Paukenschlag der überraschenden Art: Dem Obmann des Stadtvereines und zugleich Leiter des Archives wurde nach einem Beschluss des Stadt- und Gemeinderates der goldene Lodronlöwe verliehen. Ich war, wie man so sagt, perplex, habe mich aber mittlerweile an das Gold gewöhnt. Allen, die mit der Verleihung einverstanden waren, einen ganz großen, herzlichen Überraschungsdank!