Bis vor kurzem war es ein sehr großer Aufwand, sich über die historischen Originalurkunden betreffend der Region Lieser-/Maltatal ein Bild zu machen. Dies hat sich nun entscheidend verändert. Im digitalen Archiv der Stadt Gmünd listet sich ein Dokument mit dem Namen «Zeitereignisse im Lieser- und Maltatal». Der IT-Spezialist und Autor Michael Glanznig widmet sich in seiner Freizeit zunächst der Unterstützung von Freier Software. Solche wird in Zusammenarbeit entwickelt und gepflegt und in der Folge auch geteilt. Schon früh beteiligt er sich zum Beispiel am Projekt OpenStreetMap, einer Karte der Welt, erstellt von Tausenden von Menschen als Gemeinschaftsprojekt unter einer offenen Lizenz. Aus der Region berichtet er zu Beginn mittels verschiedenster Beiträge für das Projekt Wikipedia.
Seine Reise durch die Regionalgeschichte setzt sich im Stadtarchiv Gmünd fort. Einer seiner ersten Schritte war die Umsetzung einer Webseite für das Stadtarchiv. Erst seine Kompetenz für die Ausstattung der speziellen Erfordernisse einer Archiv-Seite und ihrer laufenden Betreuung ermöglicht das nun vorliegende Webseiten-Projekt des Stadtvereins. Dahinter steht die Idee, die digitale Dokumentation der Regionsgeschichte Schritt für Schritt zu erweitern und immer mehr Zugriffsmöglichkeiten für Interessierte zu schaffen. Im Hintergrund dieser Webseite verstecken sich aufwändig zusammengesetzte Details, unter anderem ein spezielles Archivprogramm. Dieses bietet die Möglichkeit, auch von außerhalb Einsicht in Archivbestände zu bekommen. Als ehrenamtliches Vorhaben stellt dieses Projekt aber ein schwierig zu terminierendes Fernziel dar. Das Tempo der Fertigstellung steht hier nicht im Vordergrund … Verschiedene Vorbereitungen hierzu laufen schon. Die Bestände müssen hierbei mit Stichwörtern so aufgearbeitet werden, damit man bei der Suche nach speziellen Informationen zumindest erfährt, dass zu einer bestimmten Anfrage Archivalien vorhanden sind. Bei jeder Veröffentlichung wird natürlich streng unterschieden zwischen diesen Archivalien, die auch dafür geeignet sind, und denjenigen, die mit einer Sperrfrist versehen sind …
Seit zwei Jahren widmet sich Michael Glanznig nun den Urkunden der Region. Als Nachschlagewerk schöpft es aus den Möglichkeiten der digitalen Welt. Vorerst stellt er seine Arbeit dem Stadtarchiv Gmünd als digitale Archivalie zur Verfügung. Diese ist bereits öffentlich zugänglich und wird – je nach Arbeitsfortschritt – in größeren Abständen aktualisiert. Dieses Dokument ist zur digitalen Verwendung vorgesehen und besitzt verschiedenste Eigenschaften, die in ihren Funktionen in der Einleitung vorgestellt werden. Je nach Tiefgang bei der Beschäftigung mit den Urkunden hat man die Möglichkeit, bis in kleinste Details vorzudringen. Links verbinden zu den eingescannten Urkundensammlungen Kärntens als auch zu unterschiedlichsten Quellen, die sich mit den einzelnen Urkunden bereits auseinandergesetzt haben. Diese Sammlung bietet zusätzlich ein Orts- als auch ein Personenverzeichnis. Derartige Daten sind im Dokument nicht nur über interne Verlinkungen miteinander vernetzt, sämtliche Informationen sind auch über Quellen-Links nachzuverfolgen.
Während Michael Glanznigs Zuarbeit zur Stadtarchiv-Webseite als auch im Laufe der Arbeit mit den Urkunden hat sich parallel dazu eine eigene Webseite entwickelt: gminfo.at. Dort finden sich Fachbeiträge zu verschiedensten Herausforderungen bei der Umsetzung seiner Projekte. Schon beim Einscannen von Büchern und ihrer Bereitstellung zur digitalen Verwendung ergeben sich diverse Fragen. Der beizeiten schwierige Zugang zu lateinischen Urkunden mit großer Anzahl von Abkürzungen kann unter Zuhilfenahme Künstlicher Intelligenz gelöst werden. Auf diesem Wege erhält man zum Beispiel auch Vorschläge von Fachbüchern, die bei der korrekten Auflösung Hilfestellungen bieten … gminfo.at bietet aber auch interessante Beiträge aus der Regionsgeschichte. So sollte man sich von den englischen Artikeln nicht gleich abschrecken lassen: Denn dazwischen finden sich immer wieder kleine Perlen aus der Region.
Eine für die Allgemeinheit wohl sehr interessante Sammlung ist die der urkundlichen Erstnennungen der regionalen Orte, Burgen und Kirchen. Dort wird man auch bequem zu den Originalurkunden verlinkt. Wer sich für das Stadtrecht Gmünds in seiner mittelhochdeutschen Originalsprache interessiert, kann sich hier mit der parallel dazu gestellten neuhochdeutschen Fassung vergnügen … Als erweiterte Variante der schon in der Chronik von Karl Lax aufgenommenen Übersetzung des Univ.-Prof. Dr. Ottokar Krasensky aus Wien bietet diese Gegenüberstellung einen interessanten Zugang zur Originalsprache des Mittelhochdeutschen. Als Beispiel der Anwendung dieses Stadtrechts findet man auf gminfo.at auch einen Sühnevertrag von 1420, der einen Totschlag behandelt, den Wölfel Weber aus Buch an Hans Siebenweiber verübt …